Zeitarbeit – besser als ihr Ruf
„Arbeiter 2. Klasse“ – das ist das allgemeine Label für Menschen die für Zeitarbeitsfirmen tätig sind. Völlig zu Unrecht. Denn gerade die Zeitarbeit oder Arbeitnehmerüberlassung ist einer der stabilisierenden Faktoren unserer Wirtschaft und für viele Menschen ein hervorragender Einstieg in den Arbeitsmarkt.
In der Regel gilt, dass Zeitarbeitnehmer zu den gleichen Bedingungen arbeiten, wie ihre Kollegen, die direkt beim Unternehmen angestellt sind. Genau wie alle anderen bekommen sie Jahresurlaub, Arbeitsschutz, Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Besonders Langzeitarbeitslose und Arbeitnehmer, die gar keine oder nur wenige Qualifikationen vorzuweisen haben, profitieren vom Modell Zeitarbeit. Sollte die Tätigkeit bei einem Unternehmen enden, sind die Beschäftigten nicht automatisch (wieder) arbeitslos. In so einem Fall werden die Zeitarbeitsfirmen aktiv und können den Mitarbeiter entsprechend seiner Fähigkeiten neu vermitteln. Durch den Einsatz in verschiedenen Firmen und Branchen können die Mitarbeiter so ihren Kenntnisstand außerdem fortlaufend erweitern.
Und nicht nur für Arbeitnehmer bietet Zeitarbeit viele Vorteile, auch Unternehmen profitieren davon. So können kleine, mittelständische und große Firmen jederzeit flexibel auf Personalknappheit reagieren. Sei es durch ein Großprojekt oder eine Krankheitswelle. Außerdem haben Arbeitgeber so die Möglichkeit sich Mitarbeiter erstmal über einen längeren Zeitraum anzusehen und sich dann ggf. durch einen Festvertrag eine hervorragende Arbeitskraft sichern, die bereits mit dem Unternehmen vertraut ist.
Aber wenn es wirklich so viele Vorteile gibt, woher kommt dann der schlechte Ruf, der Zeitarbeit bzw. Arbeitnehmerüberlassung? Zeitarbeitsfirmen standen lange in dem Ruf ihre Mitarbeiter schlecht zu bezahlen und somit nicht nur Lohndumping zu betreiben, sondern aktiv zu fördern. Auch von Knebelverträgen oder ähnlichem wurde oft in Zusammenhang mit Zeitarbeit berichtet. Stimmt nicht, sagt Birgit Brown von der SOCCO Mainz GmbH: „Ich bin der Meinung, dass die meisten Menschen, die so denken, zu wenig oder oft sogar das falsche über das Instrument Zeitarbeit wissen. […] Aus vielen Bewerbungsgesprächen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Vorurteile gegenüber der Zeitarbeit oft nur vom Hören/Sagen kommen. Wirklich schlechte Erfahrungen haben wenige gemacht. Die Zeitarbeit bietet im Gegensatz zu jedem anderen Arbeitgeber, immer mehrere Möglichkeiten – wichtig so glaube ich, ist zu wissen, was man will!“* Natürlich gibt es, wie in jeder Branche, auch hier schwarze Schafe, doch generell erfreut sich die Zeitarbeit inzwischen eines immer besseren Rufs.
Das geht auch aus einer Studie der Bundesagentur für Arbeit hervor, die eindeutig einen Aufwärtstrend in diesem Zweig verzeichnet. Zum 31. Dezember 2014 arbeiteten 823.834 Arbeitnehmer in Zeitarbeit. Das sind 1,1% mehr, als noch im Vorjahr.
„Der positive Aufwärtstrend dokumentiere die hohe Position der Branche in einer Wirtschaftswelt, in der die nationale wie auch internationale Wettbewerbsfähigkeit eine ganz bedeutende Rolle spiele.“ heißt es in einem Bericht des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. (IGZ).
Denn tatsächlich würden ohne die Arbeitnehmerüberlassung einige Teilbereiche von Unternehmen ins Ausland verlagert werden. Wir haben in der Zeitarbeit also nicht nur einen Stabilisator der Wirtschaft, sondern auch einen Stabilisator der Arbeitsplatzerhaltung im eigenen Land.
(* Das restliche Interview mit Birgit Brown finden Sie hier.)
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