Vom Kaufmann zum Manager – das neue Berufsbild des Bürokaufmanns
Jahrzehntelang war Bürokaufmann einer der beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland.
Doch die Anforderungen sind gewachsen und haben sich verändert. Aus diesem Grund gibt es diesen Ausbildungsberuf heute nicht mehr in der traditionellen Form. Seit 2014 werden deshalb die Stellenangebote als Bürokaufmann und Stellenangebote als Bürokauffrau immer seltener.
In diesem Jahr wurden nämlich die drei Ausbildungsberufe Bürokaufmann, Kaufmann für Bürokommunikation und Fachangestellter für Bürokommunikation zum Beruf des Kaufmanns für Büromanagement fusioniert.
Wer sich für diese Tätigkeiten interessiert, findet also heute bei einer Jobsuche in einer Jobbörse stattdessen meistens Stellenangebote als Kaufmann für Büromanagement.
Ein neues Berufsbild wird geschaffen – doch das alte hält sich noch hartnäckig
Büroberufe wurden 2014 neu geordnet – genauer: Die Ausbildungsinhalte. Das Berufsbild des Bürokaufmanns wurde abgeschafft und stattdessen der Kaufmann für Büromanagement aus einer Synthese dreier alter Berufsbilder neu erschaffen.
Schauen wir uns die Inhalte der drei ursprünglichen Berufe erst einmal an, bevor wir uns mit den Neuerungen beschäftigen, denn der Bedarf in Industrie und Handel an Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die noch nach altem Standard ausgebildet wurden scheint ungebrochen hoch zu sein.
Wenn man die Angebote einer Jobbörse durchsucht, stellt man fest, dass Stellenangebote als Bürokaufmann und auch Stellenangebote als Bürokauffrau immer noch massenhaft veröffentlicht werden.
Dasselbe gilt umgekehrt auch für Anzeigen bei der Jobsuche. Auch dort findet man jede Menge Bürokaufmänner und -frauen, was mit einer zeitlich zurück liegenden Ausbildung erklärbar sein könnte. Ähnliche Verhältnisse finden sich bei Stellenangebote als Kaufmann für Bürokommunikation.
Es wird also noch einige Zeit dauern, bis fast nur noch Stellenangebote als Kaufmann für Büromanagement zu finden sind. Vielen Arbeitgebern wäre es sowieso lieber, wenn die alte Bezeichnung beibehalten bliebe. Und bei der Jobsuche in einer Jobbörse sind Stellenangebote als Bürokaufmann nach wie vor üblich.
Die Ursprünge des Kaufmanns für Büromanagement
Bürokaufmann bzw. Bürokauffrau war bis 1. August 2014 in Deutschland ein staatlich anerkannter und beliebter Ausbildungsberuf mit hohem Bedarf und einem sehr guten Image.
Bürokaufleute sind in fast allen Branchen tätig. Dominierend ist der Anteil der Frauen, auch wenn häufig pauschal Stellenangebote als Bürokaufmann angeboten wurden bzw. werden.
Zu den Kernaufgaben gehören u. a.:
- Betreuen des allgemeinen Schriftverkehrs, inklusive Bearbeitung der ein- und ausgehender Post
- Abrechnungen erstellen, Rechnungen prüfen und Kontrolle des Zahlungsverkehrs
- Auswertungen und Statistiken erstellen
- Daten für Präsentationen aufbereiten
- Entwerfen von Unterlagen
- Terminkoordination
Firmen, die Stellenangebote als Bürokaufmann offerieren, erwarten darüber hinaus auch Kenntnisse in der Handhabung von FAX-Geräten und der Anwendung aktueller Kommunikations- und Bürosoftware.
Die Schwerpunkte der Tätigkeiten als Kaufmann sind stark von der Betriebsgröße geprägt. In kleineren Unternehmen kümmern sich Betriebskaufleute meistens um mehrere unterschiedliche Aufgaben. Größere Unternehmen haben in der Regel mehr Mitarbeiter und Abteilungen und die Tätigkeitsfelder sind entsprechen weiter ausdifferenziert in z. B. die Abteilungen Einkauf, Vertrieb, Produktion oder Personal.
Stellenangebote als Bürokaufmann werden im Übrigen nicht nur vom Handel und produzierenden Firmen veröffentlicht, sondern auch Banken veröffentlichen Stellenangebote als Bürokaufmann.
Kaufmann für Bürokommunikation und Fachangestellter für Bürokommunikation
Bis zur Zusammenlegung der kaufmännischen Büroberufe war Kaufmann / Kauffrau für Bürokommunikation in Deutschland ein anerkannter Ausbildungsberuf. Heute gibt es für den Beruf keine offiziell anerkannte Ausbildung mehr.
Bedarf an entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern besteht in der Wirtschaft allerdings immer noch, denn Stellenangebote als Kaufmann für Bürokommunikation sind aktuell keine Seltenheit.
Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt darin, die Arbeitsabläufe im Bürobereich zu organisieren und zu koordinieren. Dabei müssen Funktionszusammenhänge erkannt werden, entsprechende Kooperationen eingeleitet und kommuniziert werden.
Einige typische Arbeitsschwerpunkte sind:
- Bürowirtschaft
- betriebliche Organisation
- Kommunikation und Bürokoordination
- kaufmännische Steuerung und Controlling
- Textgestaltung
- Statistik
- Personalwesens
Fachangestellte für Bürokommunikation haben in etwa das gleiche Berufsbild, ihre Tätigkeitsfelder sind jedoch öffentlichen Einrichtungen, wie z. B. Verwaltungen.
Wurde das Berufsbild des Bürokaufmanns wirklich abgeschafft?
Das Berufsbild des Bürokaufmanns wurde nicht wirklich abgeschafft, sondern nur die Ausbildung neu geordnet und organisiert. Deutlich erkennbar ist das dadurch, dass bei viele Betriebe bei der Mitarbeitersuche nach wie vor Stellenangebote als Bürokaufmann und Stellenangebote als Bürokauffrau veröffentlichen, obwohl es diese Ausbildung nicht mehr gibt.
Gesucht werden dabei nicht Mitarbeiter mit veralteter Qualifikation, sondern zeitgemäß ausgebildete Bewerber, die heute nur anders tituliert werden, aber aktuell qualifiziert sind.
Der Kaufmann für Büromanagement ist ein anerkannter, dreijähriger Ausbildungsberuf nach dem BBiG (Berufsbildungsgesetz). Er vereint die Inhalte und Tätigkeiten der drei Berufe aus denen er gebildet wurde.
Damit soll die Ausbildung klar strukturiert und für unterschiedliche Branchen tauglich sein. Es soll darüber hinaus auch durch ein modernes und den aktuellen Anforderungen angepasstes Konzept sowohl umfassende als auch prozessorientierte Handlungskompetenz vermitteln werden.
Im Grunde ist der größte Teil der Arbeitsinhalte nach Integration in das neue Konzept erhalten geblieben und den modernen Anforderungen angepasst worden. Gravierende Unterschiede bestehen jedoch in der Struktur der Ausbildung.
Die Struktur der Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement
Aufgeteilt ist die Ausbildung in Pflicht- und Wahlqualifikationen.
Die Pflichtqualifikationen sind stark an den Qualifikationen der ursprünglichen Berufe orientiert, wie u. a. Koordination bürowirtschaftlicher Abläufe, Information, Kommunikation, Kooperation durch zeitgemäßes Informationsmanagement und moderne Informationsverarbeitung.
Als zweite Ausbildungskomponente gibt es betrieblich differenziert zehn Wahlqualifikationen, von denen der Ausbildungsbetrieb in der Regel zwei auswählen kann.
Dieser Ausbildungsteil stellt in einigen Punkten eine echte Erweiterung dar. Die Inhalte sind:
- Kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen verstehen und gestalten
- Kaufmännische Steuerung und Controlling
- Auftragssteuerung und -koordination
- Assistenz und Sekretariat
- Personalwirtschaft
- Einkauf und Logistik
- Marketing und Vertrieb
- Verwaltung und Recht
- Öffentliche Finanzwirtschaft
- Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Vor- und Nachteile der neuen Struktur
Früher war die Ausbildung zum Bürokaufmann breit gefächert und man brauchte nur auf Stellenangebote als Bürokaufmann zu reagieren. Alle Azubis zum Bürokaufmann mussten erst einmal sämtliche kaufmännischen Fähigkeiten erlernen und erhielten dann eine Einarbeitung in spezifische Felder.
Durch die Zweigliederung der neuen Struktur wird die Ausbildung jetzt von Anfang an spezialisiert. Am Anfang werden nur die Grundlagen vermittelt. Danach werden die Inhalte von zwei, manchmal auch drei, Schwerpunkten vermittelt.
Welche zwei oder drei von den zehn das sind, wird vom Arbeitgeber im Vertrag festgelegt. Und genau hier setzt die Kritik an. Durchsucht jemand bei der Jobsuche in einer Jobbörse Stellenangebote als Kaufmann für Büromanagement und bewirbt sich für die Schwerpunkte Assistenz und Personalwirtschaft, dann könnte er nach Abschluss der Ausbildung von Marketing, Vertrieb und den anderen Schwerpunkten zu wenig Ahnung haben.
Bei einer eventuellen neuen Stellensuche wäre das ein echtes Hindernis. Für den Arbeitgeber hat die Spezialisierung Vorteile, denn sie verkürzt die Einarbeitungszeit. Das ursprüngliche Ziel, auch die gesamte Ausbildungszeit von 3 auf 2 Jahre zu verkürzen wurde nicht realisiert.
Bei einer Jobsuche könnte die Stellenauswahl allerdings schwieriger werden, denn früher gab es eindeutige Trennungen. Fest definierte Berufsbilder standen hinter den Stellenangeboten.
Heute muss jedes Angebot sorgfältig analysiert werden, was vielleicht nicht immer möglich ist. Aber im Zweifelsfall kann man sich immer noch auf Stellenangebote als Bürokaufmann bewerben und die Details dann mit dem Arbeitgeber abklären.
Bildnachweis: 99935285 © Picture-Factory – fotolia.com