Technik als Karriere-Turbo: Der Ingenieur in der Chefetage
Der Vorstand als Spielfeld von Betriebswirten und Juristen? Bis vor wenigen Jahren waren die oberen Sprossen der Karriereleiter tatsächlich meist für Betriebswirte und Juristen reserviert. Grund hierfür war, dass die obersten Firmenlenker ihnen nicht ausreichend Kompetenzen als Geschäftsführer sowie in der Führung von Mitarbeitern zutrauten. Allerdings mangelt es ihnen häufig an dem technischen Know-how. Etwa bezüglich der Produkte, die im eigenen Unternehmen hergestellt wurden.
Und genau das ist gefragt in Zeiten, da technische Neuerungen in immer schnelleren Zyklen den Durchbruch schaffen. Kein Wunder, dass sich Firmeneigner derzeit verstärkt für Ingenieure in Top-Positionen begeistern. Jeder dritte Chefposten in Dax-Unternehmen ist inzwischen mit ein Ingenieur besetzt. Gerade in der Autoindustrie, der Luftfahrtbranche, der Chemie und im Tourismussektor schaffen es Ingenieure zunehmend bis ganz nach oben.
Technisches Know-how als Grundlage
Führende Unternehmen bieten zunehmend sehr gute Berufsperspektiven für Ingenieure, aber auch Wissenschaftler und IT-Experten, in der Geschäftsführung und der Grund dafür ist trivial. Sie wissen genau, was es braucht, um ein gutes Produkt zu produzieren; vor allem ein Produkt, das später beim Kunden auch ankommt. Sie benötigen keine aufwendigen Prozesse um Entscheidungen zu treffen und müssen kaum Experten konsultieren, denn sie sind ihre eigenen Experten.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Ingenieure in Führungspositionen schneller und qualitativ bessere Entscheidungen treffen. Vor allem was die zukünftige Planung anbelangt, sind Techniker im Vorstand deutlich offener für Entwicklungen und bringen das Unternehmen damit auch rascher voran.
Nicht nur im Hinblick auf die Entwicklung von Produkten haben Ingenieure in Führungspositionen die Nase vorne, sondern auch in anderen Bereichen sind sie dem klassischen Betriebswirt deutlich überlegen. Dazu gehört beispielsweise die Bedarfsplanung im Einkauf. Während sich Betriebswirte mit kaum technischer Erfahrung auf Zahlen und Werte verlassen müssen, können Techniker aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung heraus deutlich besser abschätzen, was in welcher Menge vorrätig sein muss und wann der richtige Zeitpunkt ist.
Ingenieure in Führungspositionen als Herausforderung
Für eine Karriere als Ingenieur in einer Führungsposition reicht es jedoch nicht aus alleine einen guten technischen Hintergrund zu haben. Sie müssen auch die Aufgaben eines Betriebswirtes übernehmen können. Genau da liegt auch das Problem, welches viele Techniker bzw. Ingenieure davon abhält in höhere Positionen aufzusteigen. Sie haben zwar ein sehr gutes technisches Wissen, die Kompetenzen als Geschäftsführer fehlen allerdings oft. Als Führungskraft müssen sie nämlich eher Generalisten als Spezialisten sein. Denn Führungskräfte müssen ihren Bereich mit und zum Erfolg führen und das setzt ein breiteres Wissen voraus als eine Fachfunktion.
Dies sollte jedoch kein Hindernis sein, in die Chefetage aufzusteigen. In den letzten Jahren haben viele Unternehmen festgestellt, dass es deutlich einfacher ist einem Techniker betriebswirtschaftliche Kompetenzen zu vermitteln, als einem Betriebswirt jahrelang praktische technische Erfahrung. Dadurch haben sich die Berufsperspektiven als Ingenieure deutlich angehoben.
Erfolgreiche Unternehmen unter der Führung von Technikern
Zahlreiche Unternehmen, die an der deutschen Börse notiert sind, setzen mittlerweile auf Ingenieure in Führungspositionen. Dazu gehört unter anderem Volkswagen, ein Unternehmen, das seit rund 20 Jahren seine Führungsspitze mit Maschinenbauern besetzt.
Vor allem seit der Ökonom Carl Hahn das Unternehmen durch eine schlechte Kenntnis der technischen Aspekte tief in die roten Zahlen schlittern ließ, musste dringend gehandelt werden. Volkswagen hatte durch sein großes Minus nicht besonders viel zu verlieren, denn sehr viel schlechter konnte es dem Unternehmen fast nicht mehr gehen. Also riskierte man es, sich mit Ferdinand von Piëch sich einen Techniker in die Führungsebene zu holen.
Innerhalb kürzester Zeit schaffte es dieser das Unternehmen aus den roten Zahlen zu holen unter anderem auch mit mehreren technischen Neuerungen wie dem TDI-Motor. Das Beispiel von Volkswagen machte Schule und mittlerweile haben Unternehmen wie Daimler oder Lufthansa Techniker und Ingenieure in Führungspositionen.
Mehr Mut zum Aufstieg in den Vorstand
Obwohl die Aufstiegschancen gut sind, findet man bisher Ingenieure und Techniker im Vorstand eher selten. Der Grund dafür ist, dass ein Aufstieg gut geplant werden muss. Auch wenn es einfacher ist, sich Informationen anzueignen wie man Bilanzen erarbeitet oder Kennzahlen versteht, bleibt ein Faktor eine große Herausforderung Karriere als Ingenieur machen: Und zwar das Führen von Menschen.
Führungsqualitäten kann kein Kurs oder Buch vermitteln, denn führen zu erlernen ist ausschließlich durch die Interaktion mit Mitarbeitern möglich. Mitarbeiter reagieren nicht wie Maschinen, ihr Handeln ist oft irrational und genau das ist die Herausforderung am Anfang einer Führungstätigkeit. Mitarbeiter müssen gelobt, aber manchmal auch zurechtgewiesen werden. Diese Maßnahmen erfordern durchaus sensibles Handeln, was Technikern oft fehlt, da sie eher den Umgang mit Maschinen gewohnt sind.
Genau in diesem sensiblen Bereich ihrer neuen Aufgabe in einer Führungsposition, benötigen Techniker anfangs Unterstützung. Dies kann in einem Unternehmen etwa durch Mentoren oder Coaches passieren, die schon länger mit Führungsaufgaben betraut sind. Doch mit der richtigen Einstellung und Fingerspitzengefühl steht einer Karriere als Ingenieur in der Chefetage nichts mehr im Wege.
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