Jobsuche in Zeiten von Corona – Geht das

Das kleine Wörtchen Corona hat in den letzten Wochen für ganz schön viel Furore gesorgt. Und das ist wohl noch ziemlich untertrieben. So harmlos es klingt, so drastische Auswirkungen hat es auf jeden von uns. Geschäfte und Produktionen lagen lange still, Kurzarbeit und Homeoffice kennzeichneten vielerorts die betriebliche Praxis, um soziale Kontakte zu vermeiden. Das Corona-Virus bestimmt das Arbeitsleben in vielfältiger Weise und wird es auch wohl noch einige Zeit. Und auch, wenn langsam das öffentliche Leben wieder stattfindet und die ersten Geschäfte und Lokale wieder öffnen und Produktionen wieder aufgenommen werden, so schnell wird nichts mehr wie es war.

Corona: Was macht der Arbeitsmarkt?

Experten erwarten aufgrund der Corona-Pandemie in Deutschland die schwerste Rezession der Nachkriegszeit. Mit Stand 31.05.2020 stieg die Arbeitslosenquote auf 6,1 Prozent. Über 2,8 Millionen Menschen in Deutschland waren arbeitslos. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosenzahl um 577.000 erhöht, für über 10 Millionen Beschäftigte wurde Kurzarbeit erfasst. Und der Zenit deutet sich erst für das zweite Quartal an.

Viele Arbeitnehmer sind demnach von Kurzarbeit, weniger Stunden oder Kündigungen betroffen. Und es werden in den nächsten Monaten sicherlich noch viele mehr hinzukommen. Gerade aus den Branchen, die noch immer nicht wissen, wie es in Zukunft weitergehen soll, wie Luftfahrt, Tourismus, Veranstalter, Unterhaltung und sogar Banken und Energieerzeuger.

Beschäftigte in diesen Branchen, aber auch viele andere, spüren die Auswirkung der Corona-Krise ganz besonders und wissen nicht, wie es für sie beruflich weitergehen soll. Kein Wunder also, dass Menschen auf Jobsuche gerade total verunsichert sind. Auch Arbeitsuchende, die schon seit mehreren Monaten nach einem neuen Job suchen, haben es momentan noch schwerer eine neue Anstellung zu finden. Hinzu kommt, dass viele derzeit im Homeoffice beschäftigt sind oder gar nicht arbeiten gehen können. Ergo haben sie viel mehr Zeit, um sich mit der Jobsuche zu beschäftigen.

Bewerbung in Corona-Krise: Unternehmen suchen weiter Personal

Es wundert auch nicht, dass jeder, der auf Jobsuche ist, jetzt vor einer Menge offener Fragen steht. Suchen Firmen angesichts der Corona-Pandemie überhaupt nach neuen Leuten? Und wenn ja: Wie funktioniert das dann mit der Bewerbung?

Die gute Nachricht zuerst: Auch in dieser schwierigen Zeit suchen viele Unternehmen weiterhin nach neuen Mitarbeitern – vor allem in den sogenannten systemrelevanten Branchen wie Gesundheit, Lieferdienste, Onlinehandel, Supermärkte, Landwirtschaft, Herstellung von Medizintechnik und Hygienemitteln ist der Bedarf groß. Große Unternehmen beschäftigen sich derzeit sogar umso mehr mit der Suche nach passenden Fachkräften für die Zukunft.

Nachteil der derzeitigen Krise: Die Jobsuche braucht Geduld. Es kann natürlich passieren, dass sich das Bewerbungsverfahren durch die aktuelle Situation etwas in die Länge zieht. Wie gut, dass wir alle in den letzten Wochen eines gelernt haben sollten: Geduld zu haben! Jobsuchende sollten daher die Zeit nutzen, sich mit verschiedenen Unternehmen und Jobs auseinander zu setzen und die Bewerbung in Ruhe zu schreiben.

Angepasste Bewerbungsprozesse und Entschleunigung

Da potentielle Arbeitgeber auf noch bestehende Kontakt-Beschränkungen reagieren, läuft die Bewerbung womöglich nicht wie üblich. Ihre klassischen Rekrutierungsprozesse haben viele Unternehmen angesichts von Corona erst einmal auf Eis gelegt. Viele haben die Zeit genutzt und die Abläufe digitalisiert. Bewerbungen können schnell und einfach online übermittelt werden und statt der traditionellen Vorstellungsgespräche mit Händeschütteln und unmittelbarem Kontakt sind jetzt Video-Interviews angesagt.

Und auch altbewährte Wege führen derzeit wieder nach Rom. Warum nicht die Kontaktbeschränkungen zum eigenen Vorteil nutzen und Leute anrufen, mit denen man seit ewiger Zeit nicht mehr gesprochen hat? Zwangläufig kommt man auf den Job zu sprechen und wer weiß, vielleicht ergibt sich hieraus eine neue Chance beim Arbeitgeber des Telefonpartners. Und das womöglich schnell und unbürokratisch.

Bewerben ist ein Vollzeit-Job

Doch was, wenn alle Bemühungen nichts ergeben oder ganz einfach die Kraft fehlt, sich aufgrund der momentanen Umstände auf die Jobsuche zu fokussieren? Die Entscheidung, alle Bewerbungsaktivitäten erst einmal auf Eis zu legen, fällt sicher nicht leicht. Manchmal zwingen einen die äußeren Umstände jedoch einfach dazu. Wichtig ist, sich nicht mit einem schlechten Gewissen weiter zu belasten oder gar in eine Depression zu verfallen. Eine Auszeit hilft, die Gedanken zu sortieren und sich im Anschluss wieder zu fokussieren.

Sich Sorgen darüber zu machen, wie negativ sich eine „Corona-Lücke“ später einmal im Lebenslauf zu machen, ist völlig unbegründet. Wir alle werden uns auch in einigen Jahren noch an diese Zeit erinnern. Wer jetzt aufgrund der Pandemie seinen Job verliert oder als Bewerber länger sucht, der muss sich sicher keinen Kopf machen. Kein potentieller neuer Arbeitgeber wird einem Bewerber daraus einen Strick drehen. Auch Recruiter hatten es sicher nicht leicht in ihrem Job.

Jobsuche trotz Corona: Alternative Branchen in den Blick nehmen

Vielleicht bietet sich auch eine Chance über die man bisher nie nachgedacht hat, indem man zunächst einen Aushilfsjob angeht. Man bekommt den Kopf frei, fühlt sich gebraucht und knüpft neue Kontakte.

Besonders in diesen Bereichen hat man derzeit gute Möglichkeiten:

> Lieferdienste und Gastronomie stellen vermehrt ein

Auch wenn Restaurants nach und nach in allen Bundesländern ihre Türen wieder öffnen dürfen, die Corona-Krise hat die Branche mit am Stärksten getroffen. Um die Umsatzeinbußen durch die Schließungen und Einschränkungen aufgrund strenger Abstands- und Hygieneregeln einigermaßen aufzufangen, bieten viele weiterhin Speisen-To-Go und Lieferservice an. Hier werden derzeit vor allem Auslieferungsfahrer aber auch Servicekräfte aufgrund des gestiegenen Arbeitsaufwands gesucht.

Aber auch die klassischen Lieferdienste brauchen derzeit jede helfende Hand. Der Onlinehandel ist in den letzten Wochen bekanntermaßen explodiert. Noch immer stapeln sich tagtäglich Päckchen und Pakete in den Lieferzentren. Und auch in Zukunft wird in dieser Branche sicher vermehrt Personal gebraucht. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Konsumenten ihre Gewohnheiten vom klassischen Handel hin zum Onlinehandel nachhaltig geändert haben und diese auch nach Corona beibehalten werden. Wer gerne anpackt, der ist hier genau richtig aufgehoben und wird beim Liefern von glücklichen Kunden belohnt.

> Supermärkte und Einzelhandel suchen dringend neue Mitarbeiter

Supermärkte sind derzeit die erste Anlaufstelle für Aushilfs- bzw. Minijobs. Mittlerweile hat sich die Lage in Supermärkten zum Glück größtenteils entspannt und die leeren Regale durch Hamsterkäufe sind in der Regel wieder aufgefüllt. Doch um den normalen Betrieb aufrecht zu erhalten und die teils überarbeitete Stammbelegschaft zu entlasten, sind dort weiterhin besonders viele Jobs zu vergeben.

Und das nicht nur an den Kassen oder zur Verräumung der Waren. Gerade Einzelhandelsketten suchen verstärkt in der Zentrale nach zusätzlichem Personal, um zum Beispiel die logistischen Herausforderungen weiterhin gut zu meistern oder auch Personalausfall durch Infektionen, Quarantäne oder familiäre Regelungen zu kompensieren.

> Jobs in der Logistik

Eins hat die Corona-Krise mit Sicherheit klar gemacht: Die globale Vernetzung und Abhängigkeit ganzer Kontinente birgt Gefahren. Und zwar nicht nur für die Menschen. So schnell wie sich das Corona-Virus ausgebreitet hat, genauso schnell breiteten sich auch Engpässe in der Versorgung und Lieferprobleme durch eine veränderte Logistik aus.

Auch wenn inzwischen die Grenzen innerhalb Europas wieder geöffnet werden, für den Transport von Gütern gelten neue Vorschriften, die besonders internationale Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Gerade die Logistik-Branche bietet für viele Jobsuchende eine gute Möglichkeit Fuß zu fassen. Besonders viele Jobs im Einkauf, im Lager, aber auch als Kraftfahrer sind derzeit bundesweit ausgeschrieben und auch für Quereinsteiger geeignet.

> Quereinsteiger im Gesundheitswesen

Die Regelungen zu Ausgangssperren in ganz Europa werden zwar gelockert, die Lage ist jedoch weiterhin angespannt und auch in Deutschland ist nicht klar, ob es noch einmal eine zweite Welle und einen massiven Anstieg der Zahlen der infizierten Personen geben wird. Denn das würde Kapazitäten erfordern, die bis vor kurzem noch gar nicht verfügbar waren.

Gesundheitseinrichtungen bieten daher immer mehr Aushilfsjobs an, die auch von Personen ohne medizinische Vorkenntnisse ausgeführt werden können. Ob man direkt im Krankenhaus, bei Pflege- oder karitativen Einrichtungen eingesetzt wird oder als Apothekenkurier Medikamente zu Risikopatienten bringt: Durch einen Job in Medizin, Gesundheit und Pflege trägt man sicher viel dazu bei, das Gesundheitswesen in Zeiten der Corona-Krise zu entlasten.

> Pharma und Medizinindustrie

Man kann sich vorstellen, dass gerade die forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland derzeit Sonderschichten fahren und unter vollem Einsatz der Möglichkeiten arbeiten, um den dringend benötigten Impfstoff bzw. Medikamente gegen Corona zu entwickeln. Gleichzeitig muss die Medikamentenversorgung aufgrund der gestiegenen Nachfrage gesichert werden. Erfahrungsgemäß erhöhen Arzneifirmen zudem in Zeiten großer Nachfrage die Produktionskapazitäten, was auch beim Bedarf an Beschäftigten, wenn auch zeitverzögert, spürbar werden könne. Denn gerade Jobs in Forschung und Wissenschaft werden in Zukunft sicher eine viel größere Rolle spielen als bisher.

Fazit: Jobsuche in Zeiten von Corona – Das geht!

Insgesamt kann man sagen: Deutschland hat die Chance, ohne dauerhafte Massenarbeitslosigkeit aus der Corona-Krise herauszukommen. Natürlich vorausgesetzt, dass es nicht zu einer zweiten Infektionswelle mit erneut starken Beschränkungen der Unternehmen kommt. Und vorausgesetzt, dass sich die Weltwirtschaft normalisiert, von der Deutschland besonders abhängt und dass die Massenkurzarbeit nicht in Massenentlassungen umschlägt.